Beschreibung
Doppel-CD „SCHÜLLER – Danke. Schade.“ [2020] DERMENSCHISTGUTMUSIK 2020
VÖ: 02.07.2020
Digipak, 44-seitiges Booklet mit allen Texten
Spielzeit: 95 min
CD 1
01 Danke (03:59) | 02 Es ist gut (03:57) | 03 Mein Lieb (05:20) | 04 Wunschballon (04:53) | 05 Hält der Wind (03:32) | 06 Trödeln (06:46) | 07 Wohin, wie weit (04:34) | 08 Fruchtbar und furchtbar (04:53) | 09 Bleib mir auf den Fersen (05:03)
CD 2
10 Schön schief, schön schön (04:43) | 11 Du bist 15 (07:15) | 12 Wohin das führt (07:55) | 13 Und es war (04:13) | 14 So wie du aussiehst (05:33) | 15 Gleich (05:18) | 16 Dieser Himmel, wir Idioten (04:43) | 17 Ist es nicht so (07:33) | 18 Schade (05:07)
Rezension (© Deutsch in Bildern)
Sind Liedermacher nicht schon immer Independent-Musiker gewesen? Wenn dem so wäre, wäre Ralph Schüller zweifelsohne deren radikalisierte Form. Er ist so verdammt anders, kunstvoll, sperrig, feinfühlend, anachronistisch. Letzteres besonders. Wer käme auch auf den Gedanken, im Zeitalter eines kurzfrequentierten Musikkonsums eine Doppel-CD mit deutschsprachiger Musik zu publizieren? Wer würde auch im Zeitalter ausgeklügelter Produktionsstrategien die Instrumentierung der 70er Jahre zitieren? Und wer käme auf den Gedanken, 18 Stücke einzuspielen, die jedes für sich ein flüchtiges Neben-bei ausschließen. Das hat mit Haltung zu tun. Mit Mut. Und mit Eigenwillen. Wer das für eine rhetorische Finte hält, sollte sich nur „Trödeln“ (erster Anspieltipp) anhören. Was für eine zauberhafte Hymne auf die Entschleunigung in dieser zerrissenen, wie irre geschleuderten Welt.
Eigensinn wäre also das mindeste, was man Ralph Schüller zubilligen könnte. Aber das ist zu wenig. Die beiden Silberlinge sind wundervoll. Und bunt. Und sie verweigern sich ei-nem geraden Weg. Das war schon immer so. Ralph Schüller schert sich nicht um Mainstream. Er skizziert mit einer außergewöhnlichen Bildersprache Melancholie und Zweifel und Sentimentalität. Dass er dabei Mosaiksteine (s)einer Ostsozialisation nutzt, etwa in „Du bist 15“ (zweiter Anspieltipp), macht diese Musik noch persönlicher. Und dazu kommt ein Booklet, das seinesgleichen sucht. Kunstvoll waren und sind die CD-Beilagen bei Ralph Schüller schon immer gewesen: Wimmelbilder für aufmerksame Betrachter. Um nur ein Beispiel anzudeuten: Das Cover zitiert (bewusst!) ein Bildelement aus dem letzten Release von 2017 „Sterne hoch“. Nur wo?
Und dann ist einiges neu. So sind die solistischen Ausflüge der Mitmusiker ein echter Gewinn. Wie etwa die Violine von Miko Mikulicz in „Wunschballon“ (dritter Anspieltipp) kongenial die Lyrics begleitet, ist einfach wunderbar. Oder man höre auf das Saxophon von Joe Kučera, das beinahe im Klezmer-Stil das Opener „Danke“ mitreißend pointiert. Neu ist aber auch der Humor in den Stücken. Der Reggae „Wohin das führt“ (vierter Anspieltipp) ist beispielsweise am Ende so überraschend absurd, das man einfach lachen muss. Versprochen!
Ein Fazit? Ganz einfach: Das „Danke“ muss unbedingt reziprok gebraucht werden.
© Deutsch in Bildern