Beschreibung
Digipak, 20-seitiges booklet
01. Baum gegenüber [04:24]
02. Alles ist Wald [04:19]
03. Irgendein [04:53]
04. Schöner als zuvor [03:23]
05. Weit mit dir [03:36]
06. Entweder oder [05:53]
07. Alle guten Geister [04:04]
08.Endlich zu Hause [04:46]
09. Drehen [04:06]
10. Immer weiter [04:33]
11. Vorbei [05:03]
12. Hier null acht [04:13]
13. Stein auf Stein [03:12]
14. Wünsch dir nicht [04:27]
15. Nimm dein Glück [04:17]
16. Zum Schluss [04:23]
Liebe, ein Wörlitzer GroundSound
„Alle guten Geister“ von Ralph Schüller ist die CD des Jahres 2014 und wird lange halten, was sie nicht einmal verspricht, denn eitel ist der Sänger nicht
Von Wiglaf Droste
Es gibt eine halbe Handvoll deutschsprachiger Sänger, die Substantielles zu sagen haben. Zu den beiden Granden Danny Dziuk und Hans-Eckardt Wenzel hat sich Ralph Schüller hinzugesellt. Der in einem Kleinkaff bei Suhl in Thüringen aufgewachsene, in Leipzig lebende Musiker und Liedpoet, unterdessen Mitte Vierzig, veröffentlicht seit Jahren Lieder, die zum Feinsten gehören, was man in deutscher Sprache gesungen anhören kann. Mit seinem jüngsten Album „Alle guten Geister“ begibt er sich in eine Höhe, vor der ich niederkniee wie sonst nur vor den oben schon Genannten, vor Bob Dylan, Randy Newman und, vor allen anderen, vor dem größten kleinen Mann der Welt, vor Van The Man Morrison.
Schüllers an Goethe und Brecht geschulte, aber immer eigentonlicher gewordenen
Texte zielen auf das Wesentliche, auf den Kern, kreisen es ein, treffen es ohne auftriumphierende Pointenfixiertheit und beweisen, als handele sich dabei um eine Anstrengungslosigkeit, dass Klugheit und Gefühl untrennbar eins sind. Der Dichter liebt, kennt und erkennt das Leben, lebt und feiert es, unaufdringlich musisch und poetisch. Es ist das Leichte, das am schwersten zu machen ist.
Mit den Worten „Gib mir deine Hand, dein Haar, deinen Mund
und dann fliegen wir aus, Vergiss das Telefon und das ganze Gerümpel“ beginnt das Liebeslied „Weit mit dir“. Es ist von olympischer Höhe wie von vulkanischer Tiefe, gesungene Liebeslava, er singt vom „Feuer im Blick“, und wer weiß, der weiß, wie heiß das ist, doch gesungen ist es eben, wie es sich gehört, wie Cava gekühlt, was die Hitze entscheidend statt scheidend erhöht.
In Schüllers Lieder ist eine feinstoffliche Mediterranität eingezogen, in der das große Meer des Lebens begriffen ist, das uns jeden Tag ergreift, wenn wir uns nicht medial banalisieren und brachialisieren lassen.
Hier auf den Punkt, hier auf der Linie, die wir uns täglich ziehn, ein Pflaster auf dem Herz, eins auf den Knien, steht ein Versprechen, ein unsichtbarer Thron, das haben wir, das haben wir davon“, singt Schüller in „Entweder oder“, und dazu spielt Rainer Schön ein Wurlitzer und wörlitzerparkschönes Piano, dass man vor Freude gleichzeitig heult und lacht. Und so schließt sich der Kreis, denn Rainer Schön spielt so gut Klavier und Orgel wie sonst nur Danny Dziuk, und Akkordeon spielt er auch noch, beinahe so schön wie Heidi Eichenberg, aber wer könnte das schon?
„Alle guten Geister“ ist ein Lebensalbum. Da hat es einer kapiert und gibt kein müdes Mü damit an. „Endlich zu Hause, wo ich dich summen höre“, singt er. Da summelhummelundbrummel auch ich, ohne jedwedes Gegrummel.
Schüller: Alle guten Geister, 1 CD, 16 Lieder, Dermenschistgutmusik 2014